- Mantik
- Mạn|tik 〈f. 20; unz.〉 okkulte Wahrsage-, Seherkunst, meist als Zeichendeutung u. Verkündigung der Zukunft [<grch. mantike techne „Wahrsagekunst“]
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Mạn|tik, die; - [griech. mantike̅̓ (téchnē), zu: mántis = Seher, Wahrsager, zu: mai̓nesthai = rasen, verzückt sein]:Kunst des ↑ Sehens (5 b) u. Wahrsagens.* * *
Mạntik[griechisch mantike̅́ (téchnē) »Kunst des Sehens«, zu maínesthai »rasen«, »verzückt sein«] die, -, eine Form des Wahrsagens, des Erwerbs und der Vermittlung von Wissen über das menschliche Leben (zukünftiges Schicksal) und die Geschichte; das Ergebnis überschreitet die gewöhnliche menschliche Erkenntnisfähigkeit; zugrunde liegt die Überzeugung von einer Übereinstimmung der Welt des Numinosen (der Götter oder Gottes) mit unserer Welt und des ganzen Kosmos mit der Geschichte des Menschen. Von Mantik wird gesprochen, wenn sich eine Prophezeiung weniger auf Beobachtung und Deutung von Objekten als Vorzeichen stützt (z. B. Haruspex, Auspizien, Astrologie), sondern auf eine subjektive ekstatische Erfahrung des Einsseins mit dem Numinosen (Divination); sie äußert sich in Traum oder Vision (es gibt auch Chiromantie, die Handlesekunst, die aber nur selten der eigentlichen Mantik zuzurechnen ist). In der Mantik spricht nicht mehr der Seher selbst, sondern göttliche Kräfte, Geister, Götter, eine fremde Macht bedienen sich seiner Stimme. Die Ekstase wird meist manipulativ herbeigeführt durch Tänze, Musik, Rauschmittel, heiße Dämpfe (Orakel in Delphi), aber auch durch Fasten, Meditation u. a., sodass am Ende ein Zustand rasender Besessenheit, tranceartiger Verzückung, »göttliche« Erleuchtung oder Inspiration erreicht wird. Die Ursprünge der Mantik gehen weit zurück in prähistorischer Zeit, aus der sie in die Hochreligionen übernommen wurde. Dort bildeten sich - je nach Religion - verschiedene mantisch-ekstatische Traditionen: Der in fast allen Kulturen zu findende Prophetismus ist lange Zeit mit Mantik identisch. Mantik ist ein wesentliches Ausdrucksmittel des Schamanen; sie wurde in zahlreichen ekstatischen Praktiken der Priestertümer betrieben. Innerhalb der Weltreligionen leben mantische Vorstellungen und Praktiken in unterschiedlichen Formen in der Volksfrömmigkeit fort.T. Hopfner: M., in: Pauly-Wissowa, Bd. 14, 1 (1928, Nachdr. 1965);P. Amandry: La mantique apollinienne à Delphes. Essai sur le fonctionnement de l'Oracle (Paris 1950, Nachdr. New York 1975);E. Holm: Tier u. Gott. Mythik, M. u. Magie der südafrikan. Urjäger (Basel 1965);H. M. Seiwert: Orakelwesen u. Zukunftsdeutung im chin. Altertum. Eine religionsgeschichtl. Unters. zur Entwicklung des Welt- u. Menschenbildes während der Zhou-Dynastie (Diss. Bonn 1979);M. Dietrich u. a., in: Texte aus der Umwelt des A. T., Bd. 2, 1: Deutungen der Zukunft in Briefen, Orakeln u. Omina (1986).* * *
Universal-Lexikon. 2012.